Freie Gewichte vs Geräte: was ist besser?

Wer sich etwas mit unserer Branche beschäftigt, stößt schnell auf den ideologischen Konflikt von freien Gewichte vs. Geräte.
Wir schauen uns 3 gängige Argumente an, warum freie Gewichte dem Training an Geräten überlegen seien soll.

"Freie Gewichte sind effektiver für den Muskelaufbau".

Kurz: Nein. Dein Muskel weiß nicht was Du tust, oder woher die Belastung kommt. Dein Muskel kennt diesbezüglich eine Sache: Spannung, egal woher, egal welches Tool.

"Frei Gewichte erlauben einen natürlicheren Bewegungsablauf. Das ist besser".

"Natürlicher Bewegungsablauf" klingt erstmal gut. Bei der Definition des Begriffs, wird es aber schon schwierig, denn was Du in deinem Kopf in natürlich und unnatürlich unterteilst, ist deinem Körper, deinen Gelenken, Bändern, Muskeln etc. egal. Dein Körper kennt diese Einteilungen nicht.

Fakt ist, für jedes Individuum gibt es Positionen/Bewegungen welche besser oder schlechter vertragen werden, sobald eine gewisse Intensität oder ein gewisses Volumen erreicht ist. Pauschalisieren hilft hier selten weiter.

"Individuelle Biomechanik. Bei Geräten gibt das Gerät und nicht die individuelle Biomechanik den Weg vor. Das ist schlecht"
Der erste Teil der Aussage stimmt (offensichtlich). Falsch ist dabei die Schlussfolgerung vieler, dass das prinzipiell ein Problem sei.

Die Problematik hier seien (häufig verbreitet von nicht-ganzheitlich-kompetenten Trainern und Therapeuten) Scherkräfte oder entstehende muskuläre Dysbalancen und erhöhte Verletzungsrisiken.
Über muskuläre Dysbalancen und die Unmöglichkeit diese zu messen bzw., auf Grundlage solcher Tests zu bewerten, ob diese ein Problem darstellen, oder ob sie letztendlich kausal für ein Problem verantwortlich, sind haben wir schon geschrieben. Den Blog findest du hier: https://continuum-strength.ch/article?slug=muskulaere-dysbalancen-was-bedeuten-sie-fuer-das-training

Trainer/innen und Therapeute/innen, welche sich diese Fähigkeit zuschreiben bzw. rein auf dieser Grundlage versuchen Diagnosen für Dysfunktionen oder Schmerzen zu stellen, fehlt oft das Verständnis für die Komplexität des Körpers und verfolgen einen reduktionistischen, schwarz-weiss Ansatz. Dies ist wissenschaftlich mittlerweile durch unzählige Studien und die Erfahrungen in der Praxis erwiesen falsch.

Scherkräfte werden ohne jegliche Grundlage als negativ abgeschrieben. Hier zeigt sich oft dass mit zweierlei Mass gemessen wird: Wenn z.B. bei einem Deadlift, einer Übung mit-freiem Gewicht, Scherkräfte entstehen, ist das kein Problem. Bei einer Smith Maschine sei das jedoch schädlich Bei solchen Betrachtungen werden oft ideologische schwarz-weiß Gedanken als Fakt argumentiert.

Fakt ist aber: Es gibt ein zu viel an Belastung, diese muss man regulieren. Ob nun bei "Scherkräften" oder jeder anderen Form von Belastung.

Worauf es wirklich ankommt:
Kontext! Maschinen, Hanteln, Langhanteln etc. das alles sind Tools. Und Tools kann man nach verschiedenen Kriterien auswählen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Und manchmal ist ein Tool besser oder effizienter für gegebene Situation geeignet.

Ziel, Status, Vorlieben und weiter individuelle Faktoren wie Kapazität der Strukturen müssen beachtet werden. Es macht wenig Sinn, hier prinzipiell und für jede Gegebenheit das Eine über das Andere zu stellen.

Du willst eine maximale Kniebeuge aufbauen? Du musst Kniebeugen mit freien Gewichten machen.
Du willst einen Muskel isoliert komplett ausbelasten? Hier können einige Geräte nützlich sein.

Schwarz-weiß Denken ist fehl am Platz.

Im Bild zu sehen ist eine MNTS Seminarteilnehmerin beim durchführen von Pulldowns, quasi eine fälschlicherweise "nicht funktionell" betitelte Übung da an einem Gerät, im Vergleich zu Pull Ups.

Stay strong...