Muskuläre Dysbalancen: was bedeuten sie für dein Training?

Warum muskuläre Dysbalancen falsch verstanden werden und selten die Ursache für suboptimale Übungsausführung oder Beschwerden sind.

Der Begriff muskuläre Dysbalance wird oft in der Physiotherapie und im Fitnessbereich benutzt. Damit möchte man den muskulären Unterschied von links und rechts beschreiben (Extremitäten und/oder z.B. der Schulterblätter) oder aber von antagonistischen Muskelgruppen (Quads und Hamstrings z.B.). Bei genauer Nachfrage bei den Therapeuten, kann man dann aber trotzdem oft nicht spezifizieren, was genau damit gemeint genau ist, welche Referenzwerte es gibt, quantifizieren wie gross die Dysbalance ist, oder warum es dann dies effektiv Probleme bereiten sollte.

Der Begriff muskuläre Dysbalance kann man einreihen zu anderen falsch verstandenen Konzepten wie:

- Haltung, es gibt nicht die richtige oder falsche Haltung, Haltungsanalysen sind grösstenteils völlig nutzlos um die Ursache von beschwerden zu finden

- Beckenschiefstände oder "verschobene" Wirbel, jeder Mensch hat ein leicht schiefes Becken und verschiedene Neigungswinkel, dies ist nicht Ursache für Schmerzen und Wirbel können nicht einfach so verschieben und zurückgedrückt werden

Muskuläre Dysbalancen können zum Problem werden wenn:

- ein Muskel zu wenig konditioniert ist und es deswegen zu einer Überlastung aka es zu einem Überbeanspruchungs-Problem kommt (dies kann bei untrainierten wie auch sehr trainierten Personen vorkommen). Häufiges Beispiel sind unspezifische Nacken- oder Rückenprobleme die schnell durch eine generelle Kräftigung verbessert werden können (die besserung ist dabie nicht nur zurückzuführen auf die Kräftigung sonder auf mehrer biopsychosoziale Parameter).

- ein Gegenmuskel oder Hilfsmuskel (Antagonist, Synergist) wird zu wenig rekrutiert oder ist zu wenig konditioniert, so kann der ausführende Muskel trotz guter Konditionierung überlastet werden. Oft zu sehen bei Sportlern die sehr hohes Trainingsvolumen in spezifischen bewegungen haben.

Muskuläre Dysbalancen sind schwer zu quantifizieren, da man die Parameter schlecht messen kann oder nicht repräsentativ sind und es gibt wenig verlässliche Studien dazu (eine gute Studie gibt es für Abduktoren zu Adduktoren Kraft-Verhältnis bei Eishockeyspieler oder Quadrizeps zu Hamstring Kraft bei Skifahrern). Ob diese Kraftunterschiede zwischen den Muskeln, oder aber die Konditionierung und Kraft des leistenden Muskels an sich kausal (also Ursache) sind für die Beschwerden, kann man noch nicht sagen.

Erfahrungsgemäss lösen sich 95% aller anscheinden "Dysbalancen" bei Übungen durch gutes technisches coaching der Übung selber und das erweitern der Übungskompetenz oder das konditionieren der involvierten Muskulatur mit eben dieser Übung. Die restlichen 5% lösen sich, speziell bei untrainierten Personen, durch separates konditionieren der involvierten Muskulatur. So sieht man zum Beispiel grössere links/rechts Unterschiede bei nicht-trainierten Personen. Bei einseitigen Sportarten wie Tennis, Golf oder sonstigen einbeinig/einarmig dominanten Sportarten sieht man ebenfalls grössere Unterschiede, was aber ebenfalls nicht zu Problemen führen muss.

Bei fortgeschrittenen Trainierenden ist muskuläre Konditionierung relevant um mehr Trainingsvolumen in Variationen der Grundübungen durchführen zu können, den Muskel besser trainieren zu können für optische Belangen, um bei Sportlern die Leistungsfähigkeit zu erhöhen oder eben die Resilienz, also die Kapzitätsgrenze des Muskel-Sehnen-Apparats zu verbessern.

In den Bildern zu sehen ist Alicia, ihr wurde gesagt sie hätte Mobilitätsprobleme (sie ist tatsächlich sehr mobil) und muskuläre Dysbalancen, welche sie daran hindert eine gute Kniebeuge auszuführen. Sie konnte innerhalb von 15min die perfekte Kniebeuge ausführen mit den richtigen Coaching Cues und angepasster Übungsausführung. Nach 40min hatte sie einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt in der tiefen Kniebeuge.

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