Um was geht's?
Beim zyklus-basierten Training richtet man die Trainingsplanung nach dem Zyklus und den einhergehenden Veränderungen von Hormonhaushalt und Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Phasen des Zyklus aus.
Was sagt die Forschung?:
Grundlegend lässt die Forschung auf folgendes deuten:
- auf das Kraftraining bezogen steigt die Leistungsfähigkeit tendenziell in der ersten Zyklushälfte bzw. der Follikelphase und ist am höchsten in der späten Follikelphase und um die Tage der Ovulation herum.
- in der Lutealphase ist die Leistungsfähigkeit im Krafttraining tendenziell etwas geringer.
- ebenso hat der Zyklus Einfluss auf die Leistungsfähgikeit im Ausdauersport und der allgemeinen Leistungsfähigkeit.
Der generelle Grad der Auswirkung ist individuell und KANN sich auch im marginalen bis nicht relevanten Bereich befinden.
4 Punkte warum die Auswirkungen des Zyklus im Training berücksichtigt werden müssen, zyklus-basierte Trainingsplanung aber völlig an der Realität vorbei geht:
#1 Ein Faktor unter vielen:
Ein Menge anderer Faktoren nehmen ebenso, teils deutlich bedeutenderen, Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Schlaf, Ernährung, Stress, Trainingsvolumen, Nährstoffmangel, Verletzungen. Diese Faktoren, inkl. dem Zyklus, müssen sowieso beachtet werden und die Trainingssteuerung dementsprechend angepasst werden.
Um nun zu rechtfertigen, dass man eine komplette Planung auf einen einzelnen Faktor unter vielen Faktoren ausrichtet, müsste man diesem schon eine besondere Einflussgröße zuteilen (was durchaus sein kann, aber nicht muss. Variabilität, Zusammenspiel verschiedener Faktoren, teils Unvorhersehbarkeit..). Einflussnehmende Faktoren müssen alle bei der Trainingsplanung beachtet werden.
#2 Individualität:
Die Auswirkungen sind individuell. Von kaum spürbar bis stark einschränkend. Bei Krämpfen, Schmerzen, Unwohlsein, Übelkeit etc. ist es logisch, dass das Training angepasst werden muss. Hierfür braucht es keine spezielle Planung, sondern a) eine gute Kommunikation zwischen Coach und Coachee und b) einen kompetenten Coach, welcher weiß wie das Training anzupassen ist.
#3 Übergeordnete Trainingsphasen:
Die Planung im Krafttraining, sprich die Planung der einzelnen Phasen sowie des übergeordneten Trainingszyklus, müssen eine gewisse Struktur verfolgen. Nur so kann auf Dauer ein guter Fortschritt erzielt werden. Dazu gehört, dass in einzelnen Phasen ein teils auch mehrere) bestimmter Fokus gesetzt wird. Das immer wieder komplett zu unterbrechen, ist nicht zielführend. Es macht mehr Sinn Anpassungen kurzfristig auf die gegeben Situation abzustimmen.
#4 Wettkampf:
Auch in Wettkämpfen wird keine Rücksicht auf den Zyklus der Teilnehmerinnen genommen. Das soll nicht bedeuten, dass man sich im Training unter jeder Bedingung durchquälen muss. Jedoch kann es für Athletinnen Sinn machen, auch unter negativen Einflüssen des Zyklus zu üben Leistung zu erbringen.
Fazit:
- Athletinnen müssen teils mit viel weniger Ressourcen (Physios, Trainer/innen, Zeit für Training, Budget, allgemein mehr Alltagsaufgaben, es wird weniger geforscht mit weiblichen Teilnehmerinnen etc.) auskommen und haben dadurch, aber auch durch sehr veraltete Glaubenssätze (wie Frauen haben spezielle Biomechanik (Q-Winkel) etc., was bereits widerlegt wurde), Defizite im Athletiktraining. Hier nun einen neuen einzigen Faktor übergeordnet zu berücksichtigen auf Kosten von gut strukturiertem Training ist komplett am Ziel vorbeigeschossen und wirkt sich eher negativ auf die Entwicklung einer Athletin aus.
Was tun?
- Fokus auf gutes Training, strukturierter Aufbau nach wissenschaftlichen Standards, mit allen nötigen Parameter, welche im sportwissenschaftlichen Kontext bereits gut etabliert und untersucht sind (für Frauen wie Männer) und eine gute, offene Kommunikation zwischen Trainer/in, Sporttrainer/in und der Trainierenden um individuelle Bedürfnisse, allgemein aber auch im Hinblick auf den Zyklus, zu berücksichtigen.
Im Bild zu sehen ist CoSaH Athletin, Schweizermeisterin und Europameistern im Kickboxen, Marian bei einem Satz Box Squats.
Stay strong...