Mythen über manuelle Therapie

Passive (der/die Therapeutin behandelt dich) manuelle (mit Händen oder Tools) Therapiemethoden, welchen man häufig begegnet in der Physio, Massage, Osteopathie, Chiropraktik etc. und vermehrt auch im Fitness/Personal Training Bereich sind:

- stark überbewertet

- umgeben von vielen Mythen

- haben keine wissenschaftliche Grundlage (Studien sind wie bessere Anektdoten, speziell wenn es mehrere gut designte davon gibt)

- und sind meistens völlig sinnfrei oder sogar kontraproduktiv

Die Wirkweise wird dabei, meistens basierend auf einer abstrusen (Fehl)Diagnose (Strukturen wie "schräge" Hüften oder "verschobene" Knochen, manuell "getestete" Muskelkraft, manuell geteste "Triggerpunkte, "falsche" Bewegungsmuster, "falsche" Haltung etc.), biomechanisch erklärt, was bedeutet man schiebt, drückt, verändert etc. das Gewebe oder passive Strukturen anscheinend dahin zurück wo sie sein sollten (ist aber leider nicht möglich).

Die Diagnose wird dabei ohne Referenzwerte (wie schräg war die Hüfte vorher, wie schräg ist zu schräg, war die Hüfte vorher schon so, wieviel Spannung hat das Gewebe etc.) und mit einer mega genauen Methode, nämlich Handgelenk mal Pi (spüren, anschauen, palpieren) gestellt. Dies ist nicht einfach unsere Meinung sondern wissenschaftlicher Konsens und viele gute Therapeuten arbeiten mit diesem Wissen sehr erfolgreich ohne den Patienten unnötig Angst zu machen mit zusammengereimten Diagnosen oder sinnfreien Behandlungsmethoden.

Dabei ist es egal welche Behandlungsmethode angewandet wird, der Kontext und was für den Kunden am besten passt ist relevant. Die Wirkweise ist über das neuromuskuläre Feedback und den Placebo Effekt immer die gleiche. Warum haben wir trotzdem viele Weiterbildungen in diesem Bereich absolviert (FDM, Dry Needling, IASTM, Ostepressur, Akkupressur, Massage, RPR, FST, Faszientraining etc.), bilden uns trotz neuen Erkenntnissen weiter und brauchen diese Methoden regelmässig?

Durch den Einsatz von manuellen Methoden kann man kurzfristig die Struktur desensibilisieren und über das neuromuskuläre Feedback eine Verbesserung erreichen die eventuell etwas schneller ist als der natürliche Heilungsverlauf wäre.

Wichtig dabei ist was man dem Kunden mitgibt, man darf ihn nicht abhängig von der Therapie machen, muss die Selbstwirksankeit stärken und muss ihm erklären, dass Schmerzen multifaktorieller Natur sind und nicht kausal zusammenhängen müssen mit der Struktur an sich. Die Intervention sollte ebenfalls nicht auf Kosten von aktiven Massnahmen wie Bewegung sein und zu lange dauern oder zu wiederholend stattfinden.

Im Fitnessbereich werden ebenfalls veraltete, überholte und teils völlig falsche Tests und Interventionen verwendet die einfach rezykliert und nie hinterfragt werden. Wir waren selber an diesem Punkt und haben uns Schritt für Schritt durch das Wirrwarr der Branche gekämpft.

Dabei können diese pseudowissenschaftlichen Interventionen (wie z. B. neurologische Tricks für Mobilitätsverbesserungen, welche gerne mit vorher/nachher Bilder "belegt" werden, sind nichts weiter als Spielereien) effektiv Schaden anrichten und die Therapie und Trainingswelt sollte einen deutlichen Schritt vorwärts gehen.

Im Bild zu sehen ist eine interne Weiterbildung zu manueller Therapie des CoSaH Teams mit Sportmediziner und Orthopäde Dr. med. Christian Gauss.

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