10 things I learned: Prakitkumsbericht von Anna Loosli beim EHC Olten

10 things I learned…

Wie arbeitet ein Athletiktrainer? Was sind seine Aufgaben? Wie sieht das Sommertraining einer Eishockeymannschaft aus? Diesen und weiteren Fragen gehe ich im Rahmen meines Praktikums beim EHC Olten nach.

Ich absolviere ein Sportstudium an der Universität Bern, wobei wir zwei Praktika im Bereich Sport durchführen müssen. Das Continuum Strength bietet mir die Chance, einen Einblick in den Beruf eines Athletiktrainers zu erhalten und beim Sommertraining der NLB-Mannschaft des EHC Olten mitzuwirken. Seit einigen Tagen befindet sich die Mannschaft in der wohlverdienten Sommerpause, was mir die Möglichkeit bietet, mir einen Überblick über die erhaltenen Inputs zu verschaffen. Folgend einige Punkte, die ich aus den Trainings mitnehmen konnte:

1. Vor allem zwei Dinge sollte ein Athletiktrainer beherrschen: Das ist einerseits die richtige Übungsausführung kennen sowie Korrekturen vornehmen können. Andererseits muss er das optimale Gewicht für einen Athleten bestimmen können.

2. Die richtige Übungsausführung ist immer individuell. Jeder führt die Übung etwas anders aus, schon nur aufgrund der körperlichen Mobilität, die bei jedem unterschiedlich ist. Dies muss ein Athletiktrainer natürlich auch beachten, wenn er die Bewegung korrigieren will.

3. Eine wichtige Eigenschaft, die variiert werden kann, ist das Tempo der Bewegungsausführung. Es wird unterschieden zwischen der Zeit für die konzentrische Phase (Widerstand mittels Kraftaufwand überwinden), für die exzentrische Phase (sozusagen die «Abbremsbewegung»), sowie das jeweilige Halten der Position am Ende dieser Phasen.

4. Gerade bei schnellkraftgeprägten Sportarten sollte Konditionierung nur wenig und vor allem konventionelles Ausdauertraining fast gar nicht trainiert werden. Dadurch werden die Explosivität und die Schnelligkeit gehemmt, was vermieden werden sollte. Ausserdem wird die Kapazität automatisch verbessert, auch wenn diese nicht spezifisch trainiert wird. Eine Randbemerkung dazu: Frauen haben tendenziell genetisch eine höhere Kapazität als Männer, Jedoch haben sie eine tiefere Power. Daher müssen sie den Fokus eher auf einen Kraft- und Explosivkraftaufbau legen. Übungen mit (in Relation) hohen Intensitäten können Frauen tendenziell mehrere Male aufrechterhalten, doch der maximale Kraftoutput ist oft geringer als bei Männern.

5. Bei Sprüngen gilt die Reihenfolge „Jump – Jump up – Jump over – Jump down“. Es werden am Anfang also z.B. zuerst Box Jumps ausgeführt, da diese weniger exzentrische Kräfte erfordern. Dann können beispielsweise auch Penta Jumps durchgeführt werden, die mehr Reaktivkraft erfordern. Mit der Zeit können auch Sprünge mit Gewichten durchgeführt werden, was zu mehr Explosivität führt. Erst am Schluss sollten Übungen wie Drop Jumps durchgeführt werden. Generell gilt: Von einfachen Sprüngen zu schweren Sprüngen. Ausserdem sollte ganz am Anfang immer zuerst die Landung geübt werden.

6. Eine starke Körpermitte ist sehr wichtig! Der Rumpf sollte immer stabil sein, gerade während Sportarten wie Eishockey. Es geht vor allem darum, unter grossen Lasten immer noch stabil zu bleiben. Gute Übungen, um dies zu trainieren, sind beispielsweise Squats oder Front Squats oder auch das schnelle gehen mit Gewicht.

7. Bei einem HII-Training (HII = high intensity interval) wird mit sehr hohen Intensitäten gearbeitet, wobei nach einem Satz eine längere Pause gemacht wird. Diese hohen Intensitäten werden mehrmals nacheinander ausgeführt. Gerade für das Eishockey ist dies eine passende Trainingsform, da auch dort die Spieler mehrere Einsätze mit einer grossen Intensität ausführen und jeweils einige Minuten Pause auf der Bank erhalten. Grundlegend wird dabei oft mit zu wenig Intensität und zu kurzen Pausen gearbeitet, 20s Belastung mit 10s Pause ist definitiv nicht hoch-intensiv.

8. Ein wichtiger Teil ist das Testen. Am Anfang sowie am Schluss der Trainingsphase werden Tests durchgeführt, die verschiedene Bereiche abdecken. Nur so sieht man, was für Verbesserungen in welchem Bereich erzielt wurden. Ebenfalls sollte man bei nicht zufriedenstellenden Verbesserungen, den Gründen nachgehen, wieso in diesem Bereich nur kleine Fortschritte erzielt wurden und dies kritisch reflektieren.

9. Beim Aufwärmen gilt: Zuerst wird unspezifisch aufgewärmt (ca. 10 Min). Schliesslich wird spezifisch für die Übungen aufgewärmt, die man nachher auch ausführt. Eine allgemeine Regel besagt, je „schwerer“ das Training ist, also je mehr Gewicht benutzt wird, desto länger sollte aufgewärmt werden. Deshalb reicht bei Anfängern im Krafttraining meist ein kurzes Warm-up. Im Sport (also z.B. im Eishockey) werden zuerst die Muskeln und Gelenke unspezifisch aufgewärmt. Anschliessend aktiviert man den Athleten neuronal, indem mit viel Gewicht gearbeitet wird oder explosive Übungen wir Sprünge durchgeführt werden. Am Schluss wird noch das Herz-Kreislauf-System in die Höhe getrieben, am besten mit der sportspezifischen Bewegung. Hier kann ein Eishockeyspieler beispielsweise einige Beschleunigungsphasen auf dem Eis hinlegen. Ein Cool_down ist gerade im Krafttrainingsbereich dabei nicht notwendig.

10. Als letzter Punkt soll auch erwähnt werden, dass in vielen Sportarten (auch im Profi-Bereich) dem professionellen Athletiktraining zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dies ist schon nur dadurch bemerkbar, dass viele Athleten grundlegende Langhanteltechniken nicht erlernen, was eigentlich schon in jungen Jahren ein Teil des Trainings sein sollte. So ergeben sich Defizite im Technik- sowie auch Kraftbereich. Mit einem gut geführten und beaufsichtigten Krafttraining können die Spieler noch leistungsfähiger und fitter werden und was gerade auch im Eishockey sehr wichtig ist – die Verletzungsanfälligkeit der Spieler kann deutlich minimiert werden.